Wohnen

WohnenGründerzeitgiebel, Nedderfeldstraße, Linden-Nord, Hannover

Wohnen in Linden und Limmer ist angesagt. Die neue Welle städtischen Wohnens hatte sich angekündigt. Der Dreck der Industrialisierung war verflogen, die Verheißung der vorstädtischen Familienidylle schreckt das junge Publikum eher ab. Also Stadt, nah am Zentrum, nah an der Universität, nah an der Kneipe, am Kiosk, am Grün, am Wasser.

In den Großstädten und Ballungsräumen unterhalb der Millionenschwelle hat es teilweise zwanzig Jahre Stagnation auf dem Wohnungsmarkt gegeben. Wenig Modernisierungsmaßnahmen im Bestand und eine moderate Mietpreisentwicklung hielten die unterschiedlichsten sozialen Milieus im Stadtkern. Der regulierte Wohnungsmarkt nivellierte die sozialen Unterschiede bis zu einem gewissen Grad. Bis auf die offensichtlichen Brennpunkte und die immer schon räumlich abgeschotteten Villenviertel, gab es eine auf die Großstadtgesellschaft stabilisierend wirkende Gleichheit mittlerer und bezahlbarer Wohnlagen. Diese Balance droht nun im Sog von Zuzugsdruck und Mietensteigerung aus dem Gleichgewicht zu geraten. Die Mieten in bislang günstigen und mittleren Wohnlagen legen erheblich zu, die Leerstandsquoten sinken teilweise unter ein Prozent des Wohnungsbestandes, auch bezahlbare Eigentumswohnungen sind Mangelware. Und ein bislang nicht gekannter Bevölkerungszuwachs in den 14 Städten über 500.000 Einwohnern, Essen ausgenommen, verunsichert den Wohnungsmarkt zusätzlich.

Gentrifizierung, das Schlagwort der Stunde, ist nur die Spitze des Eisbergs im Fahrwasser einer neuen Popularität der Städte. Die Entwicklung streut in die gesamte Stadt. Wir befinden uns am Ausgangspunkt einer neuen Epoche urbaner Lebensweise. Der Phase des Wiederaufbaus und der Durchmischung der Städte in der Nachkriegszeit, der Neuorganisation von Verwaltung und Infrastruktur, der Etablierung von Bildungstätten und Dienstleistungszentren, folgt nun die Phase der räumlichen Schließung. Die Stadtgesellschaft beginnt um ihre endlichen Räume unsichtbare Mauern zu errichten. Wir befinden uns in einem Verteilungskampf von knappem Wohnraum, in dem die etablierten Milieus sich abzuschotten versuchen. Generationen, Milieus und politische Lager ordnen sich neu.

Ein Ausschnitt der Debatte vor Ort soll in diesem Blog festgehalten werden. Die einleitenden Sätze sind dem Aufsatz entnommen:

Daniel Gardemin – Großstadt im Wandel. Plädoyer für eine neue Wohnungspolitik (erschienen in SPW, Heft 198, Ausgabe 5, 2013, S.23-28)

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