Vielfalt

Fußballparties ja, Dauerlärm nein

Linden freut sich sehr auf die Fußball-WM. Überall wird die WM übertragen, in Gaststätten, auf Hinterhöfen, in Gärten, an und auf Plätzen in Linden. Das war die letzten Weltmeisterschaften so und wird auch in diesem Sommer so sein.

Jetzt will die Stadt neben dem Lindener Marktplatz auch den Küchengarten-Platz für das Public-Viewing freigeben. Einen anderen Platz hatte sie in Hannover nicht gefunden, weil Anwohner sich beschwerten. Jetzt zwei Plätze nebeneinander in Linden bespielen zu wollen, hat einen faden Beigeschmack. Zumal weder Bezirksbürgermeister noch Bezirksrat informiert wurden. Erst sucht die Stadt wochenlang wie Sauerbier einen zentralen Public-Viewing-Platz und entscheidet dann plötzlich über die Köpfe hinweg, die Fußballfans in die Wohnquartiere Lindens zu schicken.

Der Stadtbezirk Linden-Limmer hat im Frühjahr die Verwaltung mit großer Mehrheit aufgefordert, ein Nachtkonzept zur Beruhigung der Partyzonen im Stadtbezirk zu erarbeiten. Dazu gehört die Forderung, nachts Streetworker und Ordnungskräfte deeskalierend auf die Partygäste einwirken zu lassen, so dass der nächtliche Geräuschpegel für die Anwohner/innen erträglicher wird.

Wir – die Grünen im Stadtbezirk Linden-Limmern – fordern die Stadt vor dem Hintergrund des Public-Viewings auf, andere Standorte zu prüfen oder zumindest zwei Teams von Ordnungskräften und Streetworkern für die gesamte WM zusammenzustellen, die bei und nach den Abendspielen von 20 Uhr bis 2 Uhr morgens zwischen Lindener Markt und Limmer Straße für Deeskalation sorgen und als Ansprechpartner für die Anwohner/innen zur Verfügung stehen. Wir müssen ja davon ausgehen, dass die Fußball-Fans nach den Abendspielen nicht sofort ruhig und besonnen wieder nach Hause gehen werden. Und das mehr oder weniger bei über 50 Spielen, die gezeigt werden sollen.

15 Kommentare

  • Werner Anders

    Hallo Herr Gardemin,
    Ich habe gerade in Ihrem Blog den Beitrag zum Public Viewing auf dem Küchengartenplatz gelesen. Haben Sie im OB-Ausschuß für den Küchengarten als Standort eines PV-Standortes gestimmt?
    Ich hoffe auf eine konkrete und ehrliche Antwort.
    Mit freundlichen Grüßen
    Werner Anders

    • Gardemin

      Hallo Herr Anders,
      mein Abstimmverhalten ist kein Geheimnis. Es wurde allerdings kein Antrag zum Küchengarten abgestimmt. Es gab einen Antrag der Linken, auf dem Tramm-Platz ein Public Viewing zu veranstalten.

      “Die Verwaltung der Landeshauptstadt Hannover möge während der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 auf dem Trammplatz Live-Übertragungen von Spielen (Public Viewing) ausrichten, beziehungsweise unter ihrer Schirmherrschaft ausrichten lassen.”

      Diesen habe ich abgelehnt, weil er den städtischen Etat allein für das Endspiel mit 60.000 Euro belastet hätte. Das Public Viewing auf dem Tramm-Platz hätte auch die Zusage für den Küchengarten nicht rückgängig gemacht. Wir Grüne werden daher einen Antrag in den nächsten Bezirksrat geben.
      Meine Meinung zum Public Viewing habe ich ansonsten hier auf meinem Blog dargestellt.

      • Werner Anders

        Angeblich ist doch im OB-Ausschuß mit den Koalitionsstimmen der Küchengarten abgesegnet worden. Stimmt es? Oder sind es Fake News in der Presse?

  • Wulf

    Wieso soll das Spektakel auf dem Trammplatz so teuer werden?!
    Der PV-Zirkus am Küchengarten wird doch auch von einem Gastronomen durchgezogen – wieso kann der gleiche das nicht (eventuell mit Partnern, falls es zu grop würde) auf dem Trammplatz machen?

    • Gardemin

      Der Gastronom in Linden stellt ein paar Tische und eine Leinwand. Sein Geld holt er mit der Gastro wieder rein. Das kostet die Stadt nichts. Für eine zentrale Veranstaltung wäre die Stadt zuständig. Auf dem Trammplatz bräuchte es eine große Leinwand (die kaum noch zu beschaffen sei) und den heute üblichen Begleitschutz. Einen Teil könnte man sicherlich mit Gastro reinholen. Aber eben nur einen Teil.

  • Anders

    Vielen Dank für die Antwort. Die keine ist. Ich habe konkret nach ihrem Abstimmungsverhalten gefragt. Angeblich ist im OB-Ausschuß der Antrag für den Küchengartenplatz abgestimmt worden. Waren Sie dabei? Und nun zu ihrer Begründung den Antrag abzulehnen:”Diesen habe ich abgelehnt, weil er den städtischen Etat allein für das Endspiel mit 60.000 Euro belastet hätte.” Das wollen Sie mir doch nicht wirklich als Argument verkaufen. Da frage ich mich doch wie der Gastronom auf dem Küchengartenplatz, ohne in Insolvenz zu gehen, diese Veranstaltung schafft.
    Es ist erstaunlich das eine Veranstaltung am Weißekreuzplatz nicht möglich war, trotz Abgrenzung durch Zäune und Folien. Aber auf dem Küchengartenplatz ist dies sogar ohne irgendwelche Abgrenzungen möglich?
    Wie haben Sie sich bei der Abstimmung zum Küchengartenplatz verhalten?
    Mehr will ich nicht wissen. Auf Ihre Antwort bin ich gespannt.

  • Werner Anders

    “Der Gastronom in Linden stellt ein paar Tische und eine Leinwand. Sein Geld holt er mit der Gastro wieder rein. Das kostet die Stadt nichts. Für eine zentrale Veranstaltung wäre die Stadt zuständig. Auf dem Trammplatz bräuchte es eine große Leinwand (die kaum noch zu beschaffen sei) und den heute üblichen Begleitschutz. Einen Teil könnte man sicherlich mit Gastro reinholen. Aber eben nur einen Teil.” Dieser Blog-Eintrag ist doch nicht wirklich ernst gemeint, oder?

    • Gardemin

      Sehr geehrter Herr Anders,
      wie ich Ihnen bereits mitteilte, wurde im OB-Ausschuss über den Trammplatz abgestimmt. Den Antragstext hatte ich abgedruckt. Sie können den gesamten Text samt Begründung hier nachlesen: https://e-government.hannover-stadt.de/lhhsimwebre.nsf/DS/1202-2018. In der Begründung wird von Alternativen gesprochen. In der Praxis wäre das Votum für den Trammplatz kein Votum gegen den Küchengartenplatz gewesen. Wirksam ist ausnahmslos der Antragstext.
      Die hohen Kosten entstehen, weil bei zentralen Public-Viewing-Veranstaltungen mit mehr als 10.000 Gästen gerechnet werden muss. Am Waterloo-Platz waren mehrere 10.000 Gäste zur WM 2006 und zur EM 2012 (www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Hannover-zeigt-Public-Viewing-der-Fussball-WM-nur-mit-Deutschland).
      Inzwischen winken die Veranstalter, die Public Viewing in dieser Größenordnung anbieten (z.B. Hannover Concerts), aus Kostengründen ab. Die Stadt auch, bzw. die Mehrheit im OB-Ausschuss. Allein die Sicherheitsmaßnahmen für eine Woche Schützenfest haben die Stadt Hannover 106.000 Euro gekostet (www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Stadt-Hannover-zahlt-fuer-Sicherheit-beim-Schuetzenfest-mit). Der Wirt auf dem Küchengarten-Platz, der wie andere dezentrale Public-Viewing-Veranstaltungen in Biergärten etc., für alle Auflagen selbst zu sorgen hat, will um die 1.000 Plätze anbieten. Ich gehe davon aus, dass erheblich mehr Besucher kommen werden und wir werden seitens der Grünen deshalb einen Antrag im Bezirksrat formulieren. Das schrieb ich bereits. Die Entscheidung für die Genehmigung am Küchengartenplatz ist – unabhängig davon, was sonst geschrieben oder erzählt wird, Verwaltungsakt. In der HAZ, Stadtanzeiger-West, stand heute (24.5.2018): “Die Ampelkoalition im Rathaus hat das Konzept bereits grundsätzlich gebilligt.” Diese Formulierung suggieriert einen Beschluss, ist aber eine Interpretation, die meinen kritischen Wortbeitrag nicht einschließt. Die Journalistin, Juliane Kaune, war beim OB-Ausschuss nicht anwesend. Ich habe ihr den Schriftverkehr zwischen uns zugemailt.
      Und noch was: Es wäre hilfreich, wenn Sie erst einmal versuchen, die Logik der Entscheidungen und politischen Meinungen zu verstehen versuchen und nicht gleich mit Anschuldigungen lospoltern. So sind die Regeln auf meinem Blog (siehe Nettiquette: http://blog.gardemin.de/meinblog).

    • Gardemin

      Sie sind ja sehr misstrauisch. Welchen Grund sollte ich haben, Ihre Nachfragen zu löschen? Manchmal brauche ich Tage für die Antwort, das war jetzt schon schnell. Versuchen Sie die Entscheidungswege zu durchdringen, dann werden Sie auch Wege finden, Ihre Interessen geltend zu machen.

      • Werner Anders

        Tut mir leid Ihnen unterstellt zu haben Beiträge zu löschen. Meine Nachfragen waren allerdings erst nach einiger Zeit sichtbar. Zum Inhalt Ihres Textes: Wenn Sie den Antrag der Linken gelesen haben sollte doch wohl klar sein worauf er zielt. Sie leben hier in Linden, kennen die Situation, und wussten mit ziemlicher Sicherheit worum es in diesem Antrag geht. Die Bezirksratssitzung kommt da doch ziemlich spät. Das Sie übrigens gleich mit ihren Netiquetten drohen weil ich angeblich „losgepoltert“ habe verwundert mich schon. Es ging lediglich um Ihr Abstimmungsverhalten. Im übrigen habe ich mich auch an die anderen Fraktionsvorsitzenden der Ratskoalition gewandt. Sie haben als einziger geantwortet. Der Rest ist Schweigen.

        • Gardemin

          Nein, der Antrag der Linken war ein Schnellschuss. Ein Public Viewing auf dem Trammplatz fordern und damit nach dem Prinzip Hoffnung den Küchengarten Platz abräumen wollen. So läuft das nicht. Im Antragstext hätte dann stehen müssen, dass der Küchengarten entfallen soll.
          Zu den Regeln des Blogs: Ich muss die Kommentare freigeben, da ich ansonsten ungeschützt bin. Zu meiner Person: Ich lebe mit meiner fünfköpfige Familie in Linden-Nord, bin Sozialwissenschaftler und mache Politik als Ehrenamt. Ich habe selber einen Lärmbrennpunkt vor der Haustür und setze mich deutlich für ein Lärmkonzept ein.

  • B. Wallmann

    Ich verstehe es einfach nicht.

    Eine privatwirtschaftlich organisierte PV-Veranstaltung zentral in einem städtischen Kerngebiet ohne Anwohner ist zu teuer? Dafür findet sich kein Gastronom/Veranstalter?

    Und nun entscheidet die Stadtverwaltung im Einklang mit Politikern (welchen?), das bei betroffenen Anwohnern überall auf Ablehnung stoßende PV auf die Fährmannsfestwiese zu verlegen? Als wären die Bewohner Linden-Nords derzeit nicht schon genug mit Lärm und Müll gebeutelt.

    Wieso kann der Wirt des Centrums das mehrwöchige PV nicht auf dem Trammplatz veranstalten? Wurde das überhaupt mal in Erwägung gezogen? Den Willen zur Großveranstaltung scheint er ja zu haben. Genug Geld und eine ausreichend große Leinwand scheinen ebenfalls vorhanden zu sein. Der Charakter einer solchen Veranstaltung auf der Wiese direkt am Rande eines Wohngebietes und einer Altenheimwohnanlage(!) dürfte nicht wesentlich anders ausfallen als auf dem Trammplatz.

    Ob man aber wieder einmal drei-, fünf- oder x-tausend Besucher nach Linden-Nord und -Mitte anstatt in die Innenstadt leitet, macht jedoch sehr wohl einen riesengroßen Unterschied aus. Und zwar in erster Linie für alle, die die negativen Folgen dieser mehr als fragwürdigen Entscheidung für zwei PV-Standorte in einem Stadtteil zu tragen haben.

    • Gardemin

      Ohne Anwohner stimmt am Trammplatz nicht ganz. Aber ansonsten habe ich mich zuerst auch gewundert. Der Lindener Betreiber scheint kleiner zu kalkulieren. Kleinere Leinwand, weniger Plätze. Um die 1.000 bis 2.000 Besuher/innen. Immerhin stellt es auch für ihn ein unternehmerisches Risiko dar. Das kann eine Stadt natürlich vor dem Rathaus nicht anbieten. Insofern sind die vielen denzentralen Orte ja auch eine Lösung. In Linden werden sicherlich an die 30 gastronomischen Orte des gemeinschaftlichen Fußballschauens entstehen. Dazu die Privatparties. Und das ist nicht nur Alkohol und Fangesang. Ich habe sehr schöne Fußballabende in Erinnerung.

  • Stinksauer

    Erstaunlich wieviel Mühe man sich für einen einzigen Gastronom gibt, und wie wenig man sich dabei um die Nachteile für die Anwohner schert.
    Ich kann es immer noch nicht fassen.
    Hannover könnte sehr gut ohne eine solche Großveranstaltung leben, aber Herr Manns natürlich nicht.
    Warum können sich die beiden Kneipen den Lindener Marktplatz nicht teilen?